Jörg Sprecher
Präsident SBL
Jetzt wird die Hochhüsliweid gebaut
Mit der Hochhüsliweid realisiert die SBL das grösste Projekt in der über 75-jährigen Geschichte der Genossenschaft. Zum Baustart spricht Präsident Jörg Sprecher über die grosse Freude, dass es nun losgeht, über die intensive Planungszeit und über ein Ziel, das die Genossenschaft damit erreicht.
Mit dem Spatenstich ist das Bauvorhaben Hochhüsliweid offiziell eröffnet. Was bedeutet dieser Moment für Sie ganz persönlich und für die Genossenschaft insgesamt?
Es ist ein ganz besonderer Moment – für mich, aber auch für unsere Genossenschaft. Hinter uns liegt eine rund siebenjährige Planungszeit. Dass die Siedlung nun gebaut wird, erfüllt mich mit grosser Freude und Dankbarkeit. Während der langen Planungszeit durften wir viel Wohlwollen und Unterstützung erfahren – von der Stadt als Landbesitzerin, vom Quartierverein, vom Verein Hochhüsliweid und der Nachbarschaft. Auch unsere externen Partner, insbesondere das Architekten- und Planungsteam sowie unsere Mitarbeitenden der Geschäftsstelle, haben mit grossem Einsatz am Projekt gearbeitet.
Welches waren die grössten Herausforderungen auf dem Weg der Planung?
Da gab es verschiedene. Eine der ersten war die Aufgabe, eine Wohnüberbauung mit einem öffentlichen Spielplatz und einem Kindergarten zu kombinieren. Beides sollte harmonisch nebeneinander bestehen können, ohne dass sich die Bedürfnisse der künftigen Mieterinnen und Mieter sowie die der spielenden Kinder gegenseitig stören. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Verein Hochhüsliweid und dem Quartierverein konnten wir diese Hürde konstruktiv überwinden. Ein weiterer wichtiger Moment war der Architekturwettbewerb. Um die bestmögliche Lösung zu finden, haben wir zwei Teams in eine zweite Runde geschickt. Eine Entscheidung, die für die Qualität des Projekts zentral war. Nicht zuletzt erforderten die Kostensteigerungen nach Beginn des Ukraine-Krieges eine grundsätzliche Projektüberprüfung hinsichtlich der langfristigen Tragbarkeit für die SBL. Gemeinsam haben wir auch diese Herausforderung erfolgreich gemeistert.
Gab es Momente, in denen das Projekt auf der Kippe stand?
Nein, wir haben immer an unsere Vision für die Hochhüsliweid geglaubt. Dass dies auch Projektoptimierungen und einen Verzicht auf gewisse Wünsche mit sich bringt, gehört dazu.
Die SBL erstellt die Überbauung im Baurecht auf städtischem Land. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus?
Der grösste Vorteil ist sicherlich die Lage. Wir bauen direkt neben unserer bestehenden SBL-Siedlung – das eröffnet uns zahlreiche Synergien. Weiter entfallen die Kosten für den Landkauf, was sich positiv auf die Investitionskosten auswirkt. Trotzdem hätten wir das Land lieber erworben. Denn die Nutzung des städtischen Baurechts ist anspruchsvoll. Als möglicher Bauträger mussten wir die Stadt zuerst von unserem Projekt überzeugen. Gelungen ist uns dies mitunter mit dem Ziel, die Siedlung in der SNBS-Bauweise (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) zu realisieren. Das bedeutet, dass wir die neue Siedlung nicht nur ressourcenschonend bauen und energieeffizient betreiben, sondern auch ein lebendiges Miteinander fördern und langfristig wirtschaftlich betreiben. Im ausgewogenen Zusammenspiel von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Genauso wichtig ist, wie sich die Bauten in die Umgebung einfügen, wie sie genutzt werden und welche Lebensqualität Mieterinnen und Mieter erhalten. Der Entscheid für SNBS war gut und richtig, aber er bringt auch Mehrkosten und zusätzliche Vorgaben mit sich.
Apropos Mehrkosten: Wie gelingt es, gleichzeitig ökologisch verantwortungsvoll und bezahlbar zu bauen?
Eine Frage, mit der wir uns angesichts der steigenden Baukosten immer wieder auseinandersetzen mussten. Neben den gesellschaftlichen Aspekten einer Siedlung liegt uns auch die Umwelt am Herzen. So fällten wir den zentralen Entscheid, die Hochhüsliweid in Holzbauweise zu realisieren – trotz der höheren Kosten im Vergleich zu einer konventionellen Bauweise in Beton. Wir sind überzeugt, in dieser Naturoase ist Holz das richtige Material. Hinsichtlich der Mieten zeigt unsere Erfahrung, dass Neubauprojekte nie günstig sind. Auch wir bauen zu Marktpreisen, und die Mieten orientieren sich an den Erstellungskosten. Langfristig jedoch steigen unsere Mieten weniger stark als bei privaten Vermietern. Dies führt über die Jahre dazu, dass Genossenschaftswohnungen preisgünstiger werden. Trotzdem ist es unser Ziel, die Anfangsmieten in einem moderaten Rahmen zu halten.
Neben der Holzbauweise, was macht die neue Siedlung besonders?
Wie bereits erwähnt ist es besonders wertvoll, dass wir die Gebäude mit unserer bestehenden Siedlung kombinieren können. Daraus entsteht ein Ensemble, das uns grosse gestalterische Möglichkeiten eröffnet. Ich denke etwa an die autofreie Spielstrasse, die wir dank einer zweigeschossigen unterirdischen Garage realisieren können. Auch der bestehende, sehr beliebte Spielplatz ist Teil des Projektes – ein grosser Gewinn für alle Familien des Quartiers. Weiter macht der ausgewogene Mix aus Wohnungen und gemeinschaftlich nutzbaren Innen- und Aussenräume die Hochhüsliweid besonders. Ich bin überzeugt, dass hier alle Generationen glücklich werden – ob sie Ruhe suchen oder neue Kontakte knüpfen möchten.
Gab es Zielkonflikte zwischen ökologischen Standards und preisgünstigem Wohnraum?
Die gab es durchaus. Ein Beispiel ist Schweizer Holz, auf dieses müssen wir aus Kostengründen verzichten. Ansonsten sind es vielmehr grundsätzliche Verzichte oder Reduktionen auf das Erforderliche. So beispielsweise die Storen: Aus Kostengründen haben wir uns gegen elektrische Lamellenstoren und für Kurbeln entschieden. Wir standen vor einer Sparliste und mussten sorgfältig abwägen, wo Einsparungen vertretbar sind, ohne dabei die Qualität und den Charakter der Siedlung zu gefährden.
Mit der neuen Überbauung wächst die Genossenschaft um rund 20 Prozent. Was bedeutet dies für die SBL und welche strategischen Überlegungen stehen dahinter?
Mit der Hochhüsliweid übertreffen wir unser langfristiges Ziel von 500 SBL-Wohnungen. Künftig werden wir gut 550 Wohnungen im Bestand haben. Ein Ziel, das wir uns bereits vor mehreren Jahren gesetzt haben. Die Motivation dahinter war, mit dieser Grösse eine professionelle Geschäftsstelle dauerhaft und optimal auszulasten. Einen grossen Schritt in diese Richtung haben wir vor sechs Jahren gemacht, mit dem Erwerb der 70 Riedmatt-Wohnungen. Dabei haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt. Nichtsdestotrotz: Die Erstvermietung der Hochhüsliweid wird mit erheblichem Aufwand für unsere Geschäftsstelle verbunden sein.
Was möchten Sie – als SBL-Präsident – in fünf Jahren über die Hochhüsliweid sagen können?
Ich wünsche mir, dass die Hochhüsliweid eine lebendige Siedlung ist – mit zufriedenen Mieterinnen und Mietern, die sich hier wohlfühlen. Und natürlich hoffe ich, dass die Wohnungen stets belegt sind.
Das Projekt
- Über 100 Wohnungen
- Kindergarten & Gewerbeflächen
- Öffentlicher Spielplatz & Spielstrasse
- Attraktive, naturnahe Umgebung
- Holzbauweise & SNBS-Zertifizierung
Aktueller Projektstand
- Architekturwettbewerb (2019–2020)
- Erarbeitung & Genehmigung Gestaltungsplan (2021–2022)
- Detailplanung Vor- & Bauprojekt (2023–2024)
- Baubewilligungsverfahren (2024–2025)
- Ausschreibung & Vergabe Bauleistungen (ab Januar 2025)
- Bauarbeiten (ab Juli 2025)